Checkliste für die Geschäftsnamen-Entwicklung
Wer sich selbständig macht, ein Unternehmen gründet oder ein neues Produkt entwickelt, stellt schnell fest, dass die Suche nach einem Namen für das "Baby" gar nicht mal so einfach ist. Der Name muss eine ganze Menge können – er soll die richtige Botschaft transportieren, gut klingen, einfach merkbar und am besten noch international verständlich sein. Und selbst wenn man einen guten Namen gefunden hat, ist noch lange nicht gesagt, dass man ihn auch verwenden kann. Und, oh, was ist mit der Domain? Mit unserer 10-Punkte-Checkliste kommst du sicher durch den Namensfindungs-Dschungel.
Check 1: Das Konzept
Am Anfang jeder Namensfindung steht das Konzept oder Briefing. Du hast zwar natürlich im Kopf, was deine Firma machen soll oder welches Produkt du entwickeln willst. Aber hast du schon einmal ganz klar überlegt und zu Papier gebracht, was die wirklichen Vorteile deiner Dienstleistung oder Firma sind? Was genau unterscheidet sie von ähnlichen Angeboten? Was ist für dich das Wichtigste, das der Name transportieren soll?
Tipp: Möglichst nach individuellen Eigenschaften suchen. Innovativ und hochwertig sind zwar tolle Adjektive, jedoch zu unspezifisch und werden von vielen verwendet. Überlege daher: Was ist es genau, dass dein Angebot innovativ oder hochwertig macht?
Check 2: Die Konkurrenz
Schau dir die Namen von Konkurrenz-Unternehmen bzw. -Produkten an. Wenn du weißt, wie deine Konkurrenz heißt, kannst du dich mit einem anderen, neuartigen Namen abgrenzen und dadurch stärker hervorstechen. Werden zum Beispiel viele beschreibende Namen verwendet (z.B. in der Immobilienbranche verwenden viele "Immo" als Namensbestandteil) oder klingen die Namen auf eine andere Weise ähnlich? Dann versuche es mal mit einem anderen Namensstil.
Beispiel: Die Firma SW-Rent bietet Baumaschinenvermietung an und hat sich kürzlich in Rockbird umbenannt. Der Begriff "Rock" steht dabei für das schwere Material, das umgesetzt wird und "bird" für die Leichtigkeit, mit der das Flottenmanagement gehandhabt werden kann. So einen Namen gab es in der Baumaschinen-Verleih-Branche noch nicht und entsprechend hoch ist die Aufmerksamkeit.
Check 3: Trends
Trendige Namen klingen besonders cool und verleiten dazu, auf den Trend aufzuspringen. Zalando, Spotify oder Twitter klingen super? Denk dran, dass Trends wieder vorbeigehen und solche Namen vielleicht nur so cool sind, weil die jeweiligen Firmen gerade sehr erfolgreich sind. Wenn man nicht der Erste und Erfolgreichste dieses Namens-Trends ist, landet man schnell inmitten eines Pools von ähnlichen, austauschbaren Namen.
Beispiel: Es gibt Hunderte Start-ups, die auf den Spotify-Trend aufgesprungen sind und sich Lockify, Crowdify oder Gamify nennen. Besser ist es, sich eine ganz eigene Namensrichtung auszudenken anstatt andere nur nachzuahmen.
Check 4: Tech-Kram
Vorsicht geboten ist auch bei technischen Begriffen im Namen, denn nichts verändert sich schneller als technische Produkte und Standards. Man denke nur mal an die Entwicklung von VHS > DVD > Blue-Ray > Video-On-Demand > Streaming > what's next ?? Wer also vor ein paar Jahren einen "DVD-Verleih-24" gegründet hat, sieht heute schon ziemlich alt damit aus. Solche Einschränkungen sollte man vermeiden und den Namen offen halten für weitere technische Entwicklungen und Neuerungen in der Zukunft.
Check 5: Das Naming
Die Entwicklung des eigentlichen Namens ist ein kreativer Prozess, der sich in der Kürze natürlich nicht komplett abbilden lässt. Ein paar Anmerkungen für Einzelunternehmer und Firmengründer seien an dieser Stelle aber genannt: Der eigene Name scheint für Neugründungen zwar praktisch, weil es sehr naheliegend ist und man i.d.R. keine aufwendigen Markenrecherchen durchführen muss (sofern man nicht Hans Siemens heißt und Ingenieurs-Dienstleistungen anbietet).
Aber was macht eine „Christine Müller Unternehmensberatung“, wenn später ein Teilhaber dazu kommt? Oder wenn die Firma einmal verkauft wird? Außerdem sollte man bedenken, dass Kunden meist nach dem Chef bzw. der Chefin fragen und sich ungern von jemand anderes beraten lassen möchten, wenn die Firma den Namen des Inhabers trägt. Bei personen-neutralen Namen fallen diese Probleme weg.
Vorsicht auch vor willkürlichen Abkürzungen. Auch das scheint zunächst eine einfache Methode, einen Namen zu finden. Die Christine Müller Beratung wäre dann die CMB GmbH. Kann man machen, ist aber, wenn man keine jahrzehntelang aufgebaute Marke wie BMW oder DHL ist, extrem autauschbar. CMB könnte nämlich auch für Connected Media Business, Coaching Markus Bauer oder Cannabis Massagen Berlin stehen - man weiß eben nicht, für was die Buchstaben stehen, sondern muss es immer erklären.
Auch als Einzelunternehmer oder Freiberufler darf man einen Fantasienamen als Geschäftsbezeichnung wählen, sofern man auf Briefpapier, Website und in der geschäftlichen Korrespondenz immer den eigenen Vor- und Zunamen zusätzlich aufführt. Der Fantasie sind also keine Grenzen gesetzt! Wer sich einen klangvollen und aussagkräftigen Namen sucht, der nichts mit dem eigenen Namen zu tun hat, hat für die Zukunft bestens vorgesorgt und lässt alle Wege offen, die das Unternehmen einmal gehen könnte.
Na, dann mal los! Konzept (s.o.) zur Hand nehmen und wild drauf los brainstormen. Dabei ist es hilfreich, ein paar Fragen zum Namen vorab zu klären. Welche Namen (aus der Branche oder aus anderen Bereichen) gefallen mir? Welche Sprachen kommen in Betracht? Wie soll der Name klingen? Seriös? Klassisch? Neu? Außergewöhnlich? Krass? Welche Worte sollen vermieden werden?
Zum Namestormen kann man auch ein kleines Team bilden – selbst wenn die Teilnehmer das Thema nicht so gut kennen. Jeder Mensch hat andere Gedanken und Erfahrungen und es ist erstaunlich, wie viele unterschiedliche Asoziationen zum gleichen Thema in mehreren Köpfen entstehen.
Tipp: Kreative Namensgeneratoren ausprobieren und sich inspirieren lassen. Die Namerobot Toolbox bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten, auf einen einzigartigen und passenden Geschäftsnamen zu kommen.
Check 6: Die Favoriten
Wer eine gute Namensidee hat, kann sich erstmal glücklich schätzen. Allerdings ist die Reise hier noch nicht zu Ende, da der Name noch viele weitere Hürden schaffen muss. Oft besteht auch Unsicherheit darüber, ob der Name nun wirklich gut ist, verstanden wird oder doch zu ähnlich klingt wie eine bekannte Marke. Da durch Marken- und sonstige Prüfungen der Name immer noch gekippt werden kann, ist es ratsam, sich nicht auf einen einzigen Namen zu versteifen, sondern mehrere Favoriten ins Prüfungsrennen zu schicken. Fällt ein Name durch, schafft es vielleicht der zweite Favorit bis ins Finale.
Tipp: Vorsicht vor demokratischen Abstimmungen. Je mehr Leute man fragt, desto mehr (und nicht unbedingt hilfreiche) Meinungen bekommt man zu hören. Auch bewertet jeder einen Namen spontan nach seinem persönlichen Geschmack und individuellen Erfahrungen. Das Ergebnis ist oft der kleinste gemeinsame Nenner und kann einen in der Entscheidung eher verunsichern.
Check 7: Andere Sprachen
Wer international tätig werden will, sollte prüfen, ob der Name auch in anderen Sprachen funktioniert und dass er nichts Negatives bedeutet. Man kann den Namen einem professionellen Linguistikcheck unterziehen oder Muttersprachler fragen. Einen schnellen Überblick verschaffen einem auch die Vorschläge von Google "Meinten Sie" oder die eines guten Online-Lexikons wie dict.cc.
Tipp: Auch mal die Bilder-Suche in Suchmaschinen checken. Ungünstige, seltsame oder gar anrüchige Bilder zum eigenen Firmennamen sind ein Ärgernis, das später zu einer aufwendigen Namensänderung führen kann.
Check 8: Vorschriften
Für die meisten dürfte das irrelevant sein, aber je nach Branche gibt es verschiedene Vorschriften zu beachten, die für die Namensfindung relevant sein können: z.B. Arzneimittelgesetz, Bezeichnungsrecht für Weine, Tierfutterverordnung, Herkunftsbezeichnungen (wie Schwarzwälder Schinken). Hier dürfen nicht alle Bezeichnungen verwendet werden. Am besten vorab checken, um hinterher böse Überraschungen zu vermeiden.
Check 9: Andere Marken
Wie finde ich heraus, ob meine Namensidee schon verwendet wird? Mit einem Domain- und Markencheck bekommst du schnell einen ersten Überblick, ob ein Name schon belegt ist. Probiere verschiedene Schreibweisen deines Namens aus: Wenn deine Namensidee "Zaubermarke" lautet, solltest du auch nach Varianten wie "Zaubermarken" oder "Saubermarke" schauen.
Sind bereits identische oder sehr viele ähnliche lautende Marken eingetragen? Dann ist es vermutlich ratsam, den Namen noch einmal zu überdenken. Die Namensprüfung bitte ernst nehmen! Wer nicht gründlich nach älteren Namensrechten recherchiert, läuft Gefahr später abgemahnt zu werden und den Namen samt Logo & Geschäftsausstattung wieder ändern zu müssen.
Bei einer Markenanmeldung sollte man zusätzlich einen Markenanwalt zu Rate ziehen. Dennoch lohnt es sich vorab selber zu recherchieren und schwierige Namen vorab auszusortieren. Das spart unnötige Kosten für die fachliche Beratung.
Check 10: Domains
Überlege, welche Domain-Endungen (*.de, *.com, *.eu, ...) für dich wichtig sind. Eine namens-identische Länderdomain ist natürlich erstrebenswert, wohingegen eine identische .com-Domain nicht unbedingt sein muss, es sei denn man hat wirklich internationale Ambitionen. Wenn der Name ohne Zusätze (-online oder -gmbh z.B.) als Domain verfügbar ist - super! Gleich sichern und auch verschiedene Schreibweisen, z.B. mit und ohne Bindestriche, sowie eventuell die eine oder andere Vertipperdomain beachten. Mit einem Domain-Check erfährst Du schnell, welche Domains noch frei sind bzw. falls nicht, was sich dahinter verbirgt. Ist die Domain belegt, kann sie eventuell zum Verkauf stehen oder angefragt werden. Dabei muss man sich überlegen, wie wichtig diese spezielle Domain ist und ob man bereit ist, dafür zu bezahlen.
Tipp: Die Suche nach einer freien Wunsch-Domain kann heutzutage schnell zum Spießrutenlauf werden und schöne Namensideen scheitern lassen. Viele Domains sind zwar "belegt", werden aber nicht aktiv benutzt. Und warum nicht mal über eine alternative, branchenspezifische Domainendung nachdenken, die cool klingt und den Wunschnamen doch noch möglich macht? Weitere Tipps und Beispiele dazu findest Du im Blogbeitrag Dämon Domain – oder wie man eine geeignete TLD findet.
Fazit
Unsere Empfehlung: Mutig sein bei der Namensfindung! Ein auffälliger, ungewöhnlicher oder prägnanter Name sticht aus der Masse heraus, macht neugierig und bleibt besser hängen. Ein sorgsam gewählter Name ist daher eine einfache und günstige Werbung für dein Business, wenn du bedenkst, dass dein Namen das erste ist, mit dem Kunden später in Berührung kommen werden. Das gilt übrigens nicht nur, wenn Endkunden die Zielgruppe sind (B2C), sondern auch bei Geschäftskunden (B2B).
Also ran an die kreativen Ideen. Und mit der 10-Punkte-Checklise für die Namensfindung kann dann auch nichts mehr schief gehen.
Viel Erfolg bei der Namensfindung!